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Wie seid Ihr (Dieter Baran und die Harmonie) eigentlich zusammengekommen, wie habt Ihr Euch gesucht und gefunden?

Helmut Gerhardt:
Wir haben damals einen neuen Dirigenten gesucht und uns umgehört. Uns wurde ein Musiker vom SWR, damals noch SWF, empfohlen, der uns wiederum Dieter Baran empfohlen hat: ein junger Posaunist beim SWF-Sinfonieorchester. Dieter hatte aber schon einen eigenen Verein als Dirigent und wollte keinen neuen. Weil wir dann aber so schnell niemanden finden konnten, hat er sich doch bereit erklärt, uns ein halbes Jahr aushilfsweise zu dirigieren. Schon in der ersten Probe haben wir alle eins gemerkt: Wir haben von Tuten und Blasen eigentlich keine Ahnung! Dieter konnte uns noch einiges beibringen. Zum Glück hat er sich dann nach vielen Gesprächen doch bereit erklärt, bei uns zu bleiben. Und heute, vierzig Jahre später, sagt er in den Proben immer noch Sätze wie: „Das Vorzeichen bleibt für den ganzen Takt erhalten“, mit genau der gleichen Gelassenheit und Ruhe wie am Anfang.

 

Wann habt Ihr so richtig gewusst, dass Dieter ein anderer, ein besonderer, und zwar ein besonders guter Dirigent ist?

Martin Karch:
Im Sommer 1979 oder 1980 waren wir auf einem Weinfest in Balingen am Kaiserstuhl. In jedem Winzerhof war etwas geboten, und zusätzlich waren im Dorf noch ein paar kleinere Festzelte aufgebaut; in einem davon spielten wir. Wir waren gut drauf, spielten recht flott (und vermutlich auch recht laut); jedenfalls ergab es sich, dass, je länger der Abend dauerte, sich immer mehr Gäste des Weinfestes in und vor unserem Zelt versammelten. Und wir gaben weiter fleißig Gas: Rock’n’Roll, Beatles, Western Songs, Spanischer Pfeffer etc.

Das Volk tobte. Als die Leute auch nach 2 Zugaben (Trompetenecho, Berliner Luft) immer noch keine Ruhe gaben, ließ Dieter das Air von Bach auflegen. Jetzt spinnt er, haben wir gedacht; doch weit gefehlt! Die Leute blieben mitten im Toben mit offenem Mund stehen, trauten ihren Augen und Ohren nicht, ließen sich langsam in ihre Träume geleiten und gingen leise und beseelt vondannen. Auch wir haben erst viel später gemerkt, was wir da eigentlich getan und bewirkt hatten: Wir haben den Menschen nach dem Feiern den Frieden für diesen Tag gegeben.

 

Wie war das damals mit dem ersten Stuhlkonzert, warum war das etwas Besonderes?

Karl Hummel:
Das erste Stuhlkonzert in der Leutesheimer Halle muss 1983 gewesen sein. Die heißen Diskussionen in der Vorstandschaft haben allerdings bestimmt schon zwei Jahre vorher angefangen: Wir hatten mit Dieter Baran unser erstes Kirchenkonzert hinter uns, so etwas hat es in der Region damals übrigens auch noch nicht gegeben. Wir haben gemerkt, dass das einfach eine ganz andere Stimmung ist, wenn man spielen kann, ohne dass die ganze Zeit Teller- oder Besteck-Geklapper stört und die Zuhörer durch das Essen abgelenkt sind. Von da an ging es los, wir haben in den Vorstandssitzungen immer wieder stundenlang hin und her überlegt: Kann man das machen, ein Stuhlkonzert in der Halle? Das sind die Leute nicht gewöhnt, dann kommt bestimmt niemand zum Konzert usw. Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, heute ist ein bestuhltes Konzert ja Gang und Gäbe.

Aber das war es damals eben nicht. Für die Idee sind wir von den anderen Vereinen auch belächelt worden. Und: Auch im Verein selbst waren einige dagegen. Am Konzertabend war die Halle voll. Das Konzert war gut angekommen, auch wenn man auch danach immer noch merkte, dass sich der eine oder andere erst an diese Art von Konzert gewöhnen musste. Erst ungefähr fünf Jahre später haben die Musik- und Gesangsvereine in der Region stillschweigend angefangen, das Ganze zu übernehmen.

 

Wie gestaltet Dieter Baran die Musikproben, wie geht er mit den Musikern um?

Jürgen Zeller:
Dieter Baran ist ein Musiker mit Leib und Seele, der die große Fähigkeit besitzt, sein Können an uns weiter zu geben. Seine Musikproben sind immer sehr gut vorbereitet, das ist wahrscheinlich auch der Grund, dass sie nie langweilig sind. Er motiviert, er hört jeden Fehler, er singt uns immer wieder Stellen vor, die wir einfach rhythmisch nicht richtig spielen. Mit seiner „Eselsgeduld“ wird dies geprobt und einstudiert bis es dann endlich klappt. Während der 40jährigen Dirigententätigkeit hat er noch nie negativ gesprochen, noch nie einen Musiker bloßgestellt. Wenn er mit unserer Leistung unzufrieden ist, sagt er zu uns: „Da ist ja schon ganz viel Schönes dran“. Dann weiß jeder in der Kapelle: Das war wohl nichts.

Seine soziale Einstellung „bei uns darf jeder mitspielen“ überträgt sich auf jeden Musiker und schafft einen positiven Gemeinschaftssinn. Er versteht es, mit dem großen Altersunterschied in der Kapelle vom ältesten Musiker mit fast 80 Jahren bis zum jüngsten mit 13 Jahren gut umzugehen. Was mich persönlich begeistert, ist die Tatsache, dass er es immer schafft, uns zu einem Konzert punktgenau auf Höchstleistung zu bringen.

 

Wie ist es, einen so erfahrenen Musiker wie Dieter Baran als Dirigent zu haben?

Patrick Keck:
Vor ungefähr 15 Jahren hat Dieter uns alle auf einmal – wir waren damals um die 15 Jungmusiker – ins „große“ Orchester übernommen. Wir waren alle ganz aufgeregt und stolz, mitspielen zu dürfen, hatten aber auch Zweifel: Sind wir schon gut genug? Werden wir den Ansprüchen von Dieter gerecht? Mit seiner freundlichen und liebenswerten Art hat Dieter uns aber von Anfang an gefördert, motiviert und uns von da an jederzeit das Gefühl gegeben, dazuzugehören.

Mario Hauß:
Für uns ist Dieter Baran einfach DER Mann vornedran, vor der Harmonie. Wir kennen keinen anderen. Aber langweilig war es mit ihm trotzdem noch nie. Auch wenn wir immer noch die gleichen Sprüche hören wie vor 15 Jahren, als wir dazu gekommen sind, mit der gleichen Gelassenheit: „Forte-Piano bedeutet kurz laut und dann sofort leise“. Damit haben wir heute immer noch manchmal unsere Schwierigkeiten, vor allem mit dem leise spielen. Dieter nimmt uns das aber nicht krumm, sondern führt das nach dem x-ten Hinweis auf sein „zu lautes Dirigieren“ zurück.

 

Wie ist es jetzt, seit Dieter Baran als Berufsposaunist selbst kürzer tritt – hat sich da für die Harmonie etwas verändert?

Jochen Hummel:
Auf jeden Fall. Ich habe das Gefühl, dass Dieter, seit er im Ruhestand ist, noch mehr Energie für unseren Verein aufwendet. Das erkennt man nicht zuletzt daran, dass er mittlerweile auch bei unseren Zöglingen am Instrument ausbildet. Einen besseren Lehrer kann man sich wohl nicht vorstellen. Aber auch für die Musiker in der Kapelle hat das Auswirkungen. Er hat jetzt mehr Zeit für uns, die Proben kollidieren nicht mehr mit seinem Dienstplan beim SWR-Sinfonieorchester und manchmal meint man, er hört die Fehler in der Probe jetzt noch genauer heraus!

Dass Dieter uns auch im beruflichen Ruhestand die Treue hält, macht uns natürlich stolz. Ich hoffe, dass wir noch viele schöne Proben, Auftritte und gesellige Stunden mit ihm erleben dürfen. Einen Dieter Baran findet man nicht an jeder Ecke.